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Festrede zur Eröffnung des »Ada Lovelace Center for Digital Humanities«

03.06.2022 | 10:00 s.t.
Sybille Krämer

Sybille Krämer
Bildquelle: Krämer

Keynote Eröffnung des Ada Lovelace Center for Digital Humanities, FU Berlin 3. Juni 2022

Was bedeutet die digitale Transformation der Geisteswissenschaften?

von Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Sybille Krämer

Die digitale Transformation der Geisteswissenschaften vollzieht sich in einem Spannungsfeld zwischen zwei Polen: der Kulturtechnik digitaler Literalität einerseits und der Entstehung der Digital Humanities als Teilbereich der Geisteswissenschaften andererseits. Dieses Feld sondiert der Vortrag anhand von 5 Thesen:
(i) Digitalisierung ist metaphorisch beschreibbar als ein Übergang von der ‚Lesbarkeit der Welt‘ (Hans Blumenberg) zur ‚Maschinen-Lesbarkeit/Operierbarkeit des Datenuniversums‘.  
(ii) Der ‚Stachel des Digitalen‘ besteht (auch) darin, ein geisteswissenschaftliches Selbstverständnis zu revidieren, das Hermeneutik und Interpretation zur Schlüsselmethodik verabsolutiert hat.
(iii) Es gibt eine embryonale Digitalität schon vor Erfindung und Einsatz des Computers: So die Alphabetisierung gesprochener Sprachen oder die Einführung des schriftlichen Rechnens.
(iv) Eine Tradition gelehrter Techniken hat Formate des Digitalen avant la lettre herausgebildet, etwa das Datenbankprinzip in Form von Konkordanzen, Enzyklopädien, Zettelkästen, Katalogen etc.
(v) Die Digitalisierung realisiert sich im triadischen Zusammenspiel von Datifizierung, Algorithmisierung und Visualisierung.  Die Digital Humanities bilden weniger ein ‚großes Zelt‘, das alle Kulturtechniken digitaler Literalität umfasst, sondern sind einzugrenzen auf den (partiellen) Einsatz datengetriebener, quantifizierbarer Forschungsmethoden.

Eine Frage zum Abschluss: Werden berechenbare Verfahren damit zu einem möglichen Bestandteil geisteswissenschaftlicher Methodenarsenale, so wie dies im 17. Jh. in den Naturwissenschaften und im 19./20. Jh. in den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften sich vollzogen hat? Sind Reichweite und Grenze der Digital Humanities mit der Frage verbunden, wie fruchtbar - wenn überhaupt - in den Geisteswissenschaften Forschungsfragen empirisch bearbeitet werden können?

Zeit & Ort

03.06.2022 | 10:00 s.t.

Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin
Garystraße 35
14195 Berlin-Dahlem
Anfahrt

Weitere Informationen

Dieser Vortrag findet im Rahmen des Eröffnungssymposiums des »Ada Lovelace Center for Digital Humanities« statt. 

Um Anmeldung wird gebeten.